"Wenn der Fairtrade Anteil nur € 0,01 pro Tafel beträgt, warum ist die Schokolade dann teurer?"
Das liegt z.B. an den nicht unerheblichen jährlichen Lizenzgebühren, die der Produzent (z.B. der Kakaobauer - ja auch der; obwohl der ja unterstützt werden soll) und Kakaobohnen-Käufer (Schokoladenhersteller) an die Fairtrade Dachorganisation "TransFair" zahlen müssen. Dazu kommen "Kontrollgebühren" die an die von TransFair vorgeschriebene Kontrollorganisation namens "FloCert" zu zahlen sind. Nicht zu vernachlässigen ist der nicht unerhebliche administrative Aufwand für Produzenten und Käufer.
Übrigens: wenn sich kein Hersteller für den Fairtrade-Kakao findet, wird der Kakao auf dem Weltmarkt zum Weltmarktpreis verkauft. Fairtrade gibt keine Abnahmegarantie. Trotzdem muss der Kakaobauer die jährlichen Gebühren an Fairtrade bzw. TransFair bezahlen.
Bekannte Schokoladenhersteller (z.B. Zotter) haben Fairtrade deshalb bereits den Rücken gekehrt oder verzichten gleich ganz auf eine Zusammenarbeit. Sie arbeiten lieber direkt mit den Kakaobauern zusammen, oder beziehen ihre Kakaobohnen über spezielle Händler, deren Plantagen sie persönlich kennen. Aufgrund der Möglichkeiten des Internets und den heutigen weltweiten Reiseverbindungen ist das heute für jeden einfach möglich.
Für die Verarbeitung des Kakaos nach den Wünschen des Schokoladenherstellers erhalten die Kakaobauern dann auch das Geld, von dem sie auch leben können. Direkter und fairer geht‘s nicht - und das ohne Lizenzgebühren! Wir unterstützen diese Bemühungen und kennzeichnen deshalb diese Schokoladen auf unserer Seite mit Hinweisen zu "Direct Trade" und "Direct Cacao".
Lesen Sie zu diesem Thema auch den Spiegel Artikel "Echt fair?" u.a. über Meybol Cacao
Rainforest Alliance & UTZ
Auch UTZ und Rainforest Alliance (jetzt fusioniert) betreiben ein Zertifizierungssiegel. Auch sie kaufen oder handeln keine Waren. Kakaobauern können mit dem Siegel werben, wenn sie sich an deren Schulungen beteiligen (und ggf. dafür bezahlen). Ob die Bauern die in den Schulungen vermittelten Inhalte, z.B. zur Produktionssteigerung oder zur Vermeidung von Kinderarbeit auch umsetzen, bleibt ihnen überlassen. Finanzielle Unterstützung an die Bauern gibt es nicht. Stiftung Warentest bescheinigt diesen Siegeln im Test nur eine „mittlere Aussagekraft“ und den „geringsten Anspruch“ !
Fazit:
Wenn Sie ein Fairtrade Produkt oder Produkte mit UTZ Label nur aufgrund der Logos kaufen (weil Sie vielleicht denken, Sie tun etwas Gutes) zahlen Sie möglicherweise unnötig viel Geld, denn Sie bezahlen für ein Lizenzsystem: alle Lizenz- und Kontrollgebühren und der Bürokratie-Aufwand müssen ja finanziert werden. Die Bauern in den Ursprungsländern haben jedoch finanziell wenig bis nichts davon.